Gesprächsaustausch für Geschwister mit Behinderungen

Erstmalig trafen sich Geschwister mit Behinderungen aus unserer Gebietskirche zu einem Gedankenaustausch über ihre Situation und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Eingeladen waren auch Angehörige und in der Seelsorge tätige Brüder und Schwestern.

Die Kirche in Hildesheim bot für dieses Treffen einen schönen Rahmen, Geschwister sorgten für das leibliche Wohl und hatten eine Kaffeetafel mit allerlei Köstlichkeiten vorbereitet.

Teilnehmer stellen sich vor

Die 30 Teilnehmer mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen bildeten die Vielfalt in unseren Gemeinden ab; Familien mit behinderten Kindern und Jugendlichen, Geschwister aus dem Kreis der Hörgeschädigten; in der Seniorenbetreuung tätige Geschwister, Jugendbetreuer, Geschwister, die selbst betroffen sind und Amtsträger aus unterschiedlichen Bereichen.

Bei der Vorstellungsrunde über die Motivation zur Teilnahme und Erwartungen entwickelte sich sofort ein reger Gedankenaustausch.

Erfahrungen

Geschwister sprachen sehr offen über ihre zum Teil schmerzlichen Erfahrungen im Umgang mit ihrer Beeinträchtigung. Beispiele zeigen, dass Geschwister mit Handicap mitunter wenig Verständnis für ihre Situation erfahren haben und viele Unsicherheiten im Umgang miteinander vorhanden sind. Die Barrieren sind nicht nur baulicher Art, sondern bestehen auch in der Kommunikation und im respektvollen Umgang.

Ein positives Beispiel für das Bemühen um gelebte Inklusion wird seit einiger Zeit im Jugendbezirk Hildesheim praktiziert. Durch das Engagement der Betreuer und der jungen Geschwister konnten auch Jugendliche mit Handicap an der Jugendfreizeit und anderen Jugendaktivitäten teilnehmen. Diese wiederum geben mit ihrer Freude und Begeisterung so viel zurück, dass es nur Gewinner gibt.

„Inklusion“ – Alle gehören dazu

Renate Lütge (Ansprechpartnerin für die Gebietskirche Niedersachsen) stellte anhand einer Präsentation die Kerngedanken zum Thema Inklusion vor. Dabei ging es auch um die Frage, was Inklusion für das „Miteinander“ in unseren Gemeinden bedeutet.

Sie berichtete über die Arbeit einer gebietskirchenübergreifenden Fachgruppe, die sich seit 2 Jahren mit Fragen zum Thema Seelsorge und Behinderung beschäftigt. In mehreren Fachtagungen wurden gemeinsame Leitlinien erarbeitet, die in einer der nächsten Bezirksapostelversammlungen beraten werden sollen. Diese Leitlinien beinhalten Grundgedanken, um die Inklusion in unseren Gemeinden zu stärken und sollen Amtsträger und in der Seelsorge Verantwortliche in ihrer Tätigkeit unterstützen.

Wie geht es weiter?

Der Nachmittag verging wie im Fluge und es ergaben sich für die weitere Zusammenarbeit viele Fragestellungen. Renate Lütge freute sich über das Engagement aller Beteiligten und äußerte die Hoffnung, dass Anregungen und Impulse aus diesem Treffen in die Gemeinden getragen werden. Wichtig sei es, noch weitere „Unterstützer“ zu gewinnen, um die Teilhabe von Geschwistern mit Handicap weiter zu stärken. Dies erfordert Achtsamkeit und Toleranz im Umgang miteinander, aber auch praktische Unterstützung.

  • Die Mehrheit der Anwesenheit wünscht sich ein weiteres Treffen im Herbst. Vorgeschlagen wurde die dann fertig gestellte, barrierefreie Kirche in Hannover-Süd.
  • Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, weitere Ansprechpartner in den einzelnen Bezirken zu benennen.
  • Eine Teilnehmerin möchte sich gern mit Geschwistern austauschen, die demenzkranke Geschwister betreuen.
  • In Gemeinden mit Rollstuhlfahrern besteht teilweise dringender Bedarf an baulichen Veränderungen.

Viele Teilnehmer/-innen bekundeten ihre Freude, dass die Anliegen von Geschwistern mit Behinderung in unserer Gebietskirche mehr wahrgenommen werden und unser Bezirksapostel seine Unterstützung zugesagt hat.

R.L. Fotos: G.L.